Der Kandidat mit dem Glaskinn

Wisconsin zeigt: Trump kann austeilen, aber nicht einstecken.

Vor fünf Jahren wollte es schier kein Ende nehmen, als Barack Obama beim Korrespondentendinner in Washington als oberster Kabarettist über Donald Trump herfiel, weil der schrille Milliardär die unter Tea-Party-Anhängern notorische Verschwörungstheorie propagiert hatte, wonach der Präsident nicht in den USA geboren sei. Trumps Grinsen wurde immer schmaler, und am Ende entschwand er grußlos in die Nacht.

Nach dem Auftakt in Iowa hat die Vorwahl in Wisconsin neuerlich vorexerziert, welch ein schlechter Verlierer der Tycoon mit dem Super-Ego ist. Als Marionette und als Trojanisches Pferd qualifizierte er seinen Rivalen Ted Cruz ab. Die republikanische Elite machte in der Tat geschlossen Front gegen Trump. Doch die Schlappe hat er sich zuvorderst selbst zuzuschreiben – und seinem Defizit bei Frauenthemen und an konsistenten Ideen, die über plumpe Parolen hinausgehen.

Dass er zum Endspurt seine Frau, Melania, ein Exmodel, nach vorn schickte, war eher kontraproduktiv. „Wenn man ihn angreift, schlägt er zehnmal härter zurück“, charakterisierte sie ihren Mann. Oft zielt er dabei unter die Gürtellinie. Um im Boxerjargon zu bleiben: Der Mann hat ein Glaskinn. Er teilt aus wie kein anderer, kann aber nicht einstecken. Schlechte Voraussetzungen für einen Politiker, schon gar für einen Präsidenten.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2016)

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